Der Lamborghini 400 GT 2+2 kostete einst so viel wie 13 VW Käfer - AUTO BILD (2024)

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Der V12-Lamborghini für Gentlemen

Der 400 GT 2+2 war das zweite Serienmodell von Lamborghini – und er geht im Ruhm der namhaften Nachfolger oft unter. Zu Unrecht, wie der Fahrbericht beweist!

Bild: AUTO BILD

Der Lamborghini 400 GT 2+2 kostete einst so viel wie 13 VW Käfer - AUTO BILD (1)

Spektakuläres, kantiges Design, Scherentüren, infernalischer Sound und ein Innenraumgefühl, das Klaustrophobie auslöst: All das, wofür moderne

Lamborghini

von den Fans geliebt werden, bietet der 400

GT

2+2 nicht. Und trotzdem ist er ein echter Lamborghini!

Anlässlich des 60. Firmenjubiläums hat Lamborghini gleich mehrere automobile Schätze aus dem Museum in Sant'Agata Bolognese geholt, die ich heute fahren darf. Darunter auch der

Lamborghini 400 GT

2+2, der oft im Schatten seiner viel berühmteren Brüder

Miura

und

Countach

steht. Die Geschichte vom Traktorenbauer Ferruccio Lamborghini, der mit seinen Sportwagen verschiedener Marken nicht zufrieden war und daraufhin beschloss, seine eigenen Autos zu bauen, wurde in der Vergangenheit oft und gerne erzählt. Doch darum soll es heute nicht gehen. Heute ist der 400 GT 2+2 der Star!

Der Lamborghini 400 GT 2+2 ist ein Gran Turismo

Die kleine italienische Gemeinde Sant'Agata Bolognese ist Lambo-Land. Der Sportwagenhersteller ist der größte Arbeitgeber in der Region und die Marke mit dem Stier omnipräsent. Mit Shuttles geht es zum Lamborghini-Werk, vorbei am Empfang und dem Museum – und da steht er, der 400 GT 2+2. Auf den ersten Blick wirkt er nicht wie ein Lamborghini. Er ist nicht extrem, er hat wenig Ecken und Kanten, und er ist nicht annähernd so auffällig wie die meisten anderen Modelle, die die Werkshallen in den letzten 50 Jahren verlassen haben.

Der Lamborghini 400 GT 2+2 kostete einst so viel wie 13 VW Käfer - AUTO BILD (2)

Verglichen mit dem eleganten 400 GT 2+2 wirken Miura SV und vor allem der Aventador Ultimae wie von einem anderen Planeten.

Bild: Automobili Lamborghini S.p.A.


Wie krass sich die Formensprache bei Lamborghini über die Jahrzehnte verändert hat, lässt sich einfach veranschaulichen. Passenderweise steht neben dem 400 GT 2+2 ein

Aventador Ultimae Roadster

. Ein Auto, das die Marke widerspiegelt wie kaum ein zweites. Der mittlerweile eingestellte

Aventador

hat es in seiner zwölfjährigen Laufbahn in unzähligen Versionen zur Ikone geschafft und steht kurz vor der Ablösung. Verglichen mit dem 400 GT 2+2 sieht der Ultimae aus wie ein Raumschiff.


Der 4,64 Meter lange und nur 1,73 Meter schmale 400 GT 2+2 ist ein unglaublich elegantes Auto. Je länger ich den grauen GT betrachte, desto schöner finde ich ihn. Das Blechkleid wurde von der Carrozzeria Touring gezeichnet und beeindruckt vor allem durch die geschliffene Linienführung. Als klassischer Gran Turismo besitzt er eine lange Haube und ein kurzes Heck.

Der Lamborghini für Gentlemen

Besonders markant sind die elliptisch geformten Doppelscheinwerfer von Hella, der schmale Chrom-Kühlergrill mit den angedeuteten Stoßstangen-Ecken sowie die filigranen A-, B- und C-Säulen. Von seinem Vorgänger 350 GT unterscheidet sich der 400 GT 2+2 nur in Details. So wurde die Dachpartie um fünf Zentimeter auf immer noch flache 1,27 Meter angehoben, um den Fondpassagieren zumindest etwas Kopffreiheit zu gönnen. Zum echten Viersitzer wird er deshalb trotzdem nicht, er ist eben ein 2+2.

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Kein typischer Lamborghini: Der 400 GT 2+2 ist ein eleganter Gran Turismo und kein aggressiver Supersportwagen.

Bild: Automobili Lamborghini S.p.A.


Bevor ich den vorne längs eingebauten V12-Sauger starte, noch ein kurzer Blick auf die Historie. Das erste Lamborghini-Serienmodell war der 1964 eingeführte und bis 1967 angebotene 350 GT (Präsentation als 350

GTV

im Jahr 1963). 1966 kam parallel der 400 GT auf den Markt. Hier gibt es allerdings eine Besonderheit: Der 400 GT (wohl nur 23 Mal gebaut) ist praktisch ein 350 GT mit einem größeren Motor. Der 400 GT 2+2 hingegen ist praktisch ein eigenständiges Auto und wird deshalb auch offiziell als zweites Lamborghini-Modell betitelt.

Zu den Stückzahlen gibt es unterschiedliche Angaben, sie liegen zwischen 225 und 273 Stück. Lamborghini spricht offiziell von 225 Exemplaren des 400 GT 2+2, die zwischen 1966 und 1968 gebaut wurden – wobei die letzten Modelle aufgrund des Konkurses von Carrozzeria Touring bei Carrozzeria Marazzi fertiggestellt wurden.

Heutiger Wert: rund 500.000 Euro

Egal ob 225 oder 273 Stück: Der 400 GT 2+2 ist selten, sehr selten sogar. Außerdem ist er wertvoll, gut restaurierte Exemplare kosten 500.000 Euro aufwärts. Es ist also eine besondere Ehre, einen der ersten Lamborghini überhaupt zu fahren.

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Die Sitzposition passt bis 1,85 Meter locker. Der Innenraum wird von Leder, Holz und Aluminium dominiert.

Bild: Automobili Lamborghini S.p.A.


Als ich die Tür öffne, strömt mir als Erstes der herrliche Duft von Leder entgegen. Ein Geruch, an den kein Neuwagen der Welt rankommt. Einsteigen ist dank konventioneller Türen (Scherentüren wurden erst beim Countach eingeführt) kein Problem. Wirklich überraschend ist das luftige Raumgefühl: Keine Spur von der kanzelartigen Atmosphäre eines Aventador,

Huracán

oder Countach, stattdessen ist das co*ckpit lichtdurchflutet und erinnert an einen edlen Salon. Leder, Holz und Aluminium so weit das Auge reicht.

Sitze, Türtafeln, Rückbank, Hutablage und sogar der Mitteltunnel sind mit feinem, braunem Leder bezogen. Vor einem das große, dünne Dreispeichen-Holzlenkrad, das leicht nach rechts versetzt sitzt. Die drei Rundinstrumente sind einfach designt, der rote Bereich im Drehzahlmesser ist dabei nicht mehr als ein hauchdünner Strich bei 6500 U/min, der Tacho reicht bis 300 km/h. Rechts im Armaturenbrett sitzen vier weitere Rundinstrumente, darunter befindet sich eine Armada an Kippschaltern.

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Der 400 GT 2+2 ist nach dem 350 GT das zweite Modell, das die Werkshallen in Sant'Agata Bolognese verlassen hat.

Bild: Automobili Lamborghini S.p.A.


Gestartet wird natürlich per Zündschlüssel. Allerdings nicht an der Lenksäule, sondern in der Mittelkonsole. Schlüssel nach rechts drehen, ein paar ordentliche Gasstöße, und der V12-Sauger erwacht zum Leben. In den Grundzügen stammt der Motor (ursprünglich für den 350 GTV entwickelt) von Giotto Bizzarrini, er wurde aber von Gian Paolo Dallara grundlegend überarbeitet. Das Drehzahllimit wurde von 8000 auf 6500 U/min gesenkt, die Trockensumpfschmierung gegen eine konventionelle Lösung getauscht, und auch die Vergaser kamen neu. Das bedeutete zwar eine größere Alltagstauglichkeit, aber eben auch weniger Leistung. Im 350 GT brachte es der 3,5-Liter-V12 auf 280 PS– was für die damalige Zeit trotzdem beeindruckend war.

3,9 Liter großer V12-Sauger mit 320 PS

Für den 400 GT wurde der Hubraum von 3464 auf 3929 ccm vergrößert, die Verdichtung von 9,0:1 auf 10,2:1 erhöht. Auch wenn gemeinhin von einem 4,0-Liter-V12 die Rede ist, ist der längs eingebaute Sauger mit seinen sechs horizontalen Weber-Doppelvergasern und vier obenliegenden Nockenwellen genau genommen ein 3,9-Liter-V12.

Mit dem nur rund 1300 Kilo schweren Lambo hat der V12 leichtes Spiel: Von 0 auf 100 km/h beschleunigt der 400 GT 2+2 in unter sieben Sekunden, der Topspeed soll bei 260 km/h liegen. Fahrleistungen, die vor knapp 60 Jahren überirdisch gewesen sein müssen.

Ganz so schnell bin ich mit dem 400 GT 2+2 heute nicht unterwegs, auch wenn ich dem Lambo diese Werte immer noch zutrauen würde. Das liegt daran, dass das hier gezeigte Exemplar durch die 2015 gegründete Klassiker-Abteilung Lamborghini Polo Storico restauriert wurde. Vor allem der Motor beeindruckt: Der V12 ist toll eingestellt, hängt bissig am Gas, dreht sauber hoch, und die Kraftentfaltung ist so herrlich linear, wie sie eben nur bei einem Saugmotor sein kann.

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Dank des einigermaßen großen Kofferraums kann der 400 GT 2+2 durchaus auch für einen längeren Roadtrip genutzt werden.

Bild: Automobili Lamborghini S.p.A.


Etwas Gewöhnung erfordern die eng beieinander positionierten Pedale – eher nichts für Schuhgröße 46 plus. Am Getriebe gibt es hingegen nichts auszusetzen, die Gänge wollen mit Nachdruck eingelegt werden, aber dann flutscht es. Während im 350 GT noch ein ZF-Getriebe verbaut war, wurde beim 400 GT auf eine Eigenkonstruktion gesetzt. Oben auf dem Schaltgestänge sitzt ein Knauf aus Holz. Ein Schaltschema suche ich vergebens. Brauche ich aber auch nicht, denn das Fünfganggetriebe verzichtet auf Eigenheiten wie eine Dogleg-Konfiguration. Für kleine Details wie den braunen Lederschaltsack mit Schleife muss man die Italiener einfach lieben.

Lamborghini 400 GT 2+2 (1967): Test - Preis - V12 - Superleggera

Ausfahrt im V12-Lamborghini aus den 1960ern

Bild: AUTO BILD


Trotz einer latenten Aufregung vor den ersten Metern gibt sich der 55 Jahre alte 400 GT 2+2 viel nahbarer, als gedacht. Schon nach kurzer Eingewöhnung schwindet die Aufregung, und das Fahren wird zur wahren Freude. Der Lambo-Konvoi, bestehend aus drei

Urus

, dem 400 GT 2+2 und einem

Miura

SV, sorgt überall für Aufsehen. Passanten winken, lachen und machen Fotos.

Damals so teuer wie 13 VW Käfer

Dank der großen Glasflächen kann ich das Treiben vom Fahrersitz aus bestens beobachten und blicke durch die stark gebogene Windschutzscheibe auf die eigenartig angeordneten Scheibenwischer (einer liegend, einer stehend), die ich an diesem Tag glücklicherweise nicht benötige. So kann ich mich voll und ganz auf das Fahren konzentrieren und genieße jeden einzelnen Kilometer im 400 GT 2+2.

Die Emotionen sind allgegenwärtig: Der wunderbar heisere V12-Sound vermischt sich mit dem Geruch von Abgasen und Leder, und ich stelle mir vor, wie es im Jahr 1967 gewesen sein muss, seinen brandneuen Lamborghini 400 GT 2+2 abzuholen und über die italienischen Landstraßen zu pesen. Dazu war nur die Kleinigkeit von 58.000 DM nötig, was alternativ auch für 13

VW Käfer

gereicht hätte. Denn auch beim Preis war und ist der 400 GT 2+2 ein echter Lamborghini!

Die Teilnahme an der Reise wurde unterstützt von Lamborghini. Unsere Standards der Transparenz und journalistischen Unabhängigkeit finden Sie unterwww.axelspringer.de/unabhaengigkeit

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