Dauerläufer: Seltener Mercedes E 60 AMG mit 300.000 Kilometern (2024)

von

Jan Götze

Der Hype kennt kein Ende: In den letzten Jahren sind frühe AMG-Modelle zu echten Sammlerstücken avanciert. Für die sogenannten Pre-Merger-AMG zahlen Enthusiasten mittlerweile immer wieder Rekordsummen. Vor allem in den USA sind die kantigen AMGs beliebt!

Als Pre-Merger werden die Modelle bezeichnet, die vor dem Zusammenschluss von

und AMG in Handarbeit in Affalterbach umgebaut wurden. Diese – wenn man so will – ersten AMG-Modelle sind selten, was sie bei Sammlern extrem begehrt macht. Oft sind keine genauen Stückzahlen bekannt, da die Fahrzeuge die Werke als "normale" Mercedes verließen und erst anschließend bei AMG modifiziert wurden.

Bei der gleichen Auktion: Mercedes 300 CE-24 AMG Widebody

Eine der beliebtesten Modellreihen ist der 124er, ganz egal ob Limousine, T-Modell, Coupé oder Cabrio. Ein ganz besonderer AMG wird vom

Anfang März im Rahmen der Amelia Auction versteigert. Dabei handelt es sich um einen Mercedes 500 E 6.0 AMG, hierzulande besser bekannt als E 60 AMG.

Wem Anfang der 90er-Jahre ein Mercedes 500 E nicht genug war, der konnte seine Power-Limousine für eine Leistungsspritze nach Affalterbach schicken. So geschehen mit diesem

in der Außenfarbe "Tiefschwarz Uni" (Farbcode 040). Der 500er wurde am 23. März 1993 in Deutschland ausgeliefert und direkt im Anschluss zu AMG geschickt.

In Affalterbach bekam er das Rundumsorglos-Paket, das in diesem Fall aus AMG-Abgasanlage, AMG-Fahrwerksupgrade, 17 Zoll AMG Aero-I-Felgen mit in Wagenfarbelackiertem Stern, einem 300 km/h-Tacho und Recarositzen in schwarzem Leder bestand.

Das eigentliche Highlight ist aber natürlich das Motortuning. Bei AMG wurde der M 119 E 50 genannte

durch klassisches Saugmotor-Tuning von 4973 auf 5956 ccm aufgebohrt. Das Ergebnis sind 381 statt 320 PS und ein von 470 auf 580 Nm gesteigertes Drehmoment. Für die Kraftübertragung ist eine Viergangautomatik zuständig. Den Sprint auf 100 km/h soll der E 60 in 5,4 Sekunden erledigen, der Topspeed ist auf 250 km/h begrenzt, wobei es nicht wenige Gerüchte gibt, dass so ein E 60 ohne elektronische Fessel sogar 295 km/h schaffen soll. Werte, die auch heute noch beeindruckend sind, Anfang der 90er-Jahre aber eine echte Kampfansage waren.

Für die Umbaumaßnahmen musste der Erstbesitzer 71.000 DM bei AMG berappen. Inklusive des Anschaffungspreises von 159.000 DM für den 500 E reden wir hier also über einen Gesamtpreis von rund 230.000 DM. Laut Experten-Schätzungen sollen nur 148 Mercedes 500 E zum E 60 AMG umgebaut wurden sein (inklusive des noch selteneren E 60 AMG Limited).

Gut investiertes Geld, denn in den folgenden 30 Jahren wurde der AMG regelmäßig und viel gefahren. Aktuell stehen 291.042 Kilometer auf dem Analog-Tacho – auch das ist eine Ansage.

Versteigert wird der 124er mit einer umfangreichen Dokumentation, die auch den originalen alten Fahrzeugbrief umfasst. Zudem sollen zahlreiche Service-Nachweise vorhanden sein.

Auf den Fotos macht die schwarz/schwarze Limousine einen ordentlichen Eindruck. Hier und da haben die letzten 30 Jahre und knapp 300.000 Kilometer aber ihre Spuren hinterlassen. So sind am Lenkrad deutliche Flecken zu erkennen, die nach Schimmel aussehen und auch die Außenspiegelverkleidung scheint über die Jahre spröde geworden zu sein.

Sicherlich nicht ganz zufällig wurde der AMG im Jahr 2021 in die USA importiert (die grüne Umweltplakette aus Deutschland klebt sogar noch in der Windschutzscheibe), wo er jetzt auch versteigert wird. Den Schätzpreis gibt Broad Arrow Auctions mit umgerechnet rund 140.000 bis 185.000 Euro (150.000 bis 200.000 US-Dollar) an. Sehr viel Geld für einen W 124 mit knapp 300.000 Kilometern auf dem Buckel. Angesichts des aktuellen Hypes um originale Pre-Merger-AMG scheint der Preis aber nicht ganz unrealistisch.