Massaker an Schule Die Amish - woher sie kommen, wie sie leben, was sie glauben
New York (rpo). Die "Amish People" glauben an eine Welt ohne Gewalt. Ihre Gemeinschaften fußen auf ihren Glaubensgrundsätzen. Zahlreiche Neuerungen lehnen sie ab, fahren in Pferdekutschen, sprechen einen altertümlichen deutschen Dialekt - mitten in den USA. Wie leben die Amish, und was ist ihre Geschichte?
05.10.2006, 10:25 Uhr
Sie halten sich so weit wie möglich von allen sogenannten Errungenschaften der Moderne fern: Elektrizität, Auto, Fernsehen, Kino und Computerspiele. Nichts verabscheuen sie mehr als Gewalt. Am Montag aber ist die Außenwelt auf grausame Weise in die abgeschottete Gemeinschaft der Amish in Pennsylvania eingebrochen. Der 32-jährige Bewohner einer Nachbargemeinde überfiel ihre Schule in Nickel Mines und erschoss fünf Mädchen.
"Die Amish glauben daran, dass Christus gelehrt hat, Böses nicht mit Bösem zu vergelten", sagt der Amish-Experte Steve Scott vom Elizabethtown College, 50 Kilometer westlich der kleinen Siedlung Nickel Mines gelegen. Selbst beim Verlust des eigenen Kindes durch die Waffe eines Verbrechers "folgen sie der Lehre, die andere Wange hinzuhalten".
"Die Amish sind solide Mitglieder dieser Gemeinde", sagte Polizeichef Jeffrey Miller. "Das haben sie nicht verdient. Niemand hat so etwas verdient."
Die Amish haben ihre Wurzeln in der Täuferbewegung der europäischen Reformationsgeschichte. Wegen ihres Glaubens verfolgt, wanderten viele Täufer aus Deutschland nach Amerika aus. Im Bezirk Lancaster in Pennsylvania trafen die ersten um das Jahr 1730 ein und bauten dort ihre eigene Gemeinschaft auf. Die Religionsfreiheit der USA tolerierte ihre Grundsätze, auch die Weigerung, Militärdienst zu leisten oder irgendeine Form von staatlicher Unterstützung anzunehmen.
Heute leben in Pennsylvania etwa 55.000 "Amish People". Die Gemeindemitglieder in Nickel Mines gehören der Gemeinschaft Old Order Amish an, die besonders konservativ ist und auch Mitglieder in Ohio und Indiana hat. Von außen betrachtet sind die altertümlichen Pferdewagen ihr Markenzeichen, sie gelten als Sehenswürdigkeit von Touristen, die bei ihnen Handwerksprodukte und Lebensmittel kaufen.
Das Leben kommt für die Amish vom Land, Ackerbau und Milchwirtschaft sind die materiellen Grundlagen ihrer Gemeinschaft. Die Frauen tragen lange Kleider aus festem Stoff, eine weiße oder schwarze Schürze und eine Kopfhaube. Zur Tracht der Männer gehören dunkle Hosen, Strumpfhalter, Weste und ein Hut mit einer breiten Krempe. Die Amish sprechen neben Englisch auch weiter ihre alte Sprache, die als "Pennsylvania Dutch" oder "Pennsylvania German" bezeichnet wird.
Viele Angehörige der Amish-Gemeinschaft haben sich behutsam an das Leben in der Moderne angepasst. So gibt es Telefonzellen, die im Notfall genutzt werden sollen. Einige Milchbetriebe nutzen Stromgeneratoren, um die Milch zu kühlen und verkaufen zu können. Aber in ihrem Innersten glauben die Amish daran, dass sich alles Leben auf dem Glauben gründet - und auf den Glauben an eine künftige Welt ohne Gewalt.
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